Viele Zweibeiner wie auch Vierbeiner haben große Freude am gemeinsamen Ballspiel. Doch aus Spaß kann sich auch eine Sucht entwickeln.
In unserem neuen Blogbeitrag möchten wir dich gerne aufklären, wie du selbst erkennst, ob euer Ballspiel noch ein Spiel ist oder ob du bereits einen Balljunkie zuhause hast.
Balljunkie – Wenn Ballspielen für deinen Hund zur Sucht wird
Als Balljunkie wird ein Hund bezeichnet, der aufgrund von monotonem Ballwerfen und Hinterherhetzen hormonell gesteuerte Suchtsymptome zeigt. Sie geraten in eine Art Rauschzustand und wollen diesen „Kick“ immer wieder erleben. Balljunkies werden nicht geboren, sondern durch einen falschen Umgang beim Ballspielen dazu gemacht. Der unkontrollierte Umgang mit dem Ball kann ebenso Auslöser für diverse unerwünschte Verhaltensweisen sein.
> Wie fangt das Ganze an?
Als Besitzer muss man beim Ballspiel nur sehr wenig Energie aufwenden. Der Hund kann sich anscheinend auspowern bis zum geht nicht mehr. Sobald der Ball auf dem Spaziergang mit dabei ist, hat der Hund nur noch Augen für diesen. Oft reicht eine kleine Handbewegung unsererseits und der Hund rennt bereits los, ohne dass ein Ball geworfen wurde. Ebenfalls wird der Ball überall mit hingenommen und der Hund fordert ständig dazu auf, dass der Ball erneut geworfen wird. Das sind typische Merkmale, die den täglichen Ablauf bei einem Balljunkie sehr gut beschreiben.
> Was lernt mein Hund beim Ballspielen?
Wir lernen unserem Hund damit, nicht viel nachzudenken und impulsiv einem beweglichen Reiz hinterher zu jagen. Zuerst nur dem Ball, doch dieses impulsive Verhalten kann sich schnell in ein unerwünschtes Verhalten weiterentwickeln. So beginnt es, dass unser Hund nicht nur Bällen hinterherjagt, sondern eventuell anderen Reize, welche sich schnell bewegen, wie z.B. Joggern, Radfahrern, Skateboards, Autos, rennenden Kinder usw.
Ebenfalls wird unser Hund generell ungeduldiger im Alltag. Dies zeigt sich mit forderndem Verhalten, Bellen oder Verfolgen. So fördern wir bestens den Balljunkie.
Hinzu kommt, dass der Besitzer sich durch das unkontrollierte Ballspiel vom wertvollen Sozialpartner zur austauschbaren Ballschleuder degradiert. Wer den Ball wirft, ist dem Hund mit der Zeit völlig egal. Dein Hund befindet sich immer öfter im „Ballaballa-Land“ und wird immer unfähiger, sich mit seiner Umwelt, mit Artgenossen oder auch mit Menschen auseinanderzusetzen.
> Gibt es Hunde, die anfälliger sind?
Kurz und knapp, ja!
Oft interpretieren wir das aufgeregte Verhalten unseres Hundes fehlerhaft. Wir denken uns, dass dieser noch mehr Bewegung, Auslastung und Action in seinem Leben braucht, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.
Öfter betroffen davon sind Hütehunde, Jagdhunde und Terrier. Sie werden schneller Opfer einer Ballsucht, da sie darauf gezüchtet wurden, beim Jagen und Hetzen Spaß und Erregung zu empfinden.
Jedoch sind auch andere Hunderassen oder Mischlinge, die von Geburt an bereits schneller erregbar sind als andere Hunde, oft schnell Opfer einer Ballsucht. Hier sollte das Hauptaugenmerk auf ruhige Auslastungen gelegt werden!
> Was haben die Hormone damit zu tun?
Oft verwechseln wir Aufregung beim Hund mit Freude. Aber Aufregung kennen wir von uns selbst und bedeutet nichts anderes als Stress (sowohl positiver als auch negativer Stress).
Stress hat eine große Auswirkung auf den Körper des Hundes aber auch auf sein Verhalten.
Wenn man gestresst ist, ist man viel reizbarer und sehr ungeduldig. Unseren Hunden geht es nicht anders, und hier ist es egal, ob es sich um positiven Eustress oder um negativen Distress handelt.
Während des Ballspiels schüttet der Körper unter anderem die Botenstoffe Adrenalin und Dopamin aus. Beide wirken berauschend und anregend. Diesen, sich gut anfühlenden Rausch möchte der Hund immer wieder und immer öfter erleben. Dieses Verhalten ist vergleichbar mit einem Menschen, der regelmäßig Drogen konsumiert und diesen Kick immer häufiger benötigt. Der Balljunkie ist also das, was der Name schon sagt: ein Ballsüchtiger!
Habe ich einen Balljunkie zuhause?
Anhand nachstehender Merkmale kannst du u.a. herausfinden, ob dein Hund bereits Suchtpotential hat bzw. schon zum Balljunkie geworden ist:
Dein Hund hat auf dem Spaziergang an nichts anderem mehr Interesse als an seinem Ball
Er springt dich aufdringlich an, bis du den Ball wirfst
Er bellt ununterbrochen, bis der Ball fliegt
Dein Hund ist kaum ansprechbar, sobald der Ball geflogen ist
Damit der Ball schnell genug fliegt, spult er alle Kommandos ab, die er kennt
> Der Test auf dem Spaziergang
Hol den Ball während des Spaziergangs kommentarlos und völlig beiläufig aus der Tasche. Trag den Ball mit entspanntem Arm ein Stück und schau was passiert. Fühlt dein Hund sich allein durch die Anwesenheit des Balles sofort angesprochen und fängt an, dir wieder auf die Pelle zu rücken? Dann bleib kurz stehen und blocke deinen Hund.
WICHTIG:
Der Ball bleibt an Ort und Stelle und wird nicht nach oben oder hinten weggezogen!
Hält dein Hund Abstand, so setzt du deinen Weg mit dem Ball in der Hand fort. Du steckst ihn dann ein paar Minuten später wieder kommentarlos in die Tasche.
Tipps für Balljunkies
Damit dein Hund keinen „kalten Entzug“ erleben muss, beginnst du nun ab sofort mit einem kontrollierten Ballspiel. Dabei forderst du von deinem Hund geistige Leistung ein. Sofern dein Hund allerdings bei Sicht seines gewohnten Balles direkt in starke Aufregung verfällt, tausche den gewohnten Ball gegen einen neuen aus. Besorge dir ein neues Spielzeug, wie z.B. ein Tau, einen Ball an der Schnur oder einen Kong.
Balltraining mit Köpfchen
Ab sofort wirfst du keinen einzigen Ball mehr, sofern du von deinem Hund dazu aufgefordert wirst. Lass deinen Hund mitdenken und überlegen, wie er an den Ball kommt. Anfänglich reichen ein paar Sekunden respektvolles Abwarten deines Hundes aus. Sobald der Hund kurz abwartet, fliegt der Ball zu deinem Hund, sodass er ihn fangen kann. Wirf ihn nicht wie gewohnt weit weg, sodass dein Hund hinter dem Ball her hetzt. Dein Hund soll in Zukunft lernen, dass der Spaß mit dem Ball in deiner Nähe und nicht in weiter Entfernung von dir stattfindet. Steigere die Wartezeit nun in kleinen Schritten.
Achte neben dem Abstandhalten ebenfalls auf einen Blickkontakt deines Hundes. Erst beim direkten Blickkontakt fliegt der Ball in Richtung Hundeschnauze, damit er ihn fangen kann.
Alternativ ziehst du den Ball nach dem Blickkontakt zügig im Zickzack über den Boden und interagierst ein paar Sekunden mit deinem Hund. Dann kannst du ihm den Ball wieder in Richtung Hundeschnauze werfen.
Eine weitere Möglichkeit ist, die Nase deines Hundes einzusetzen und ihn somit geistig auszulasten. Dazu lässt du deinen Hund sitzen und warten, während du seinen Ball versteckst.
Balljunkie – für immer „trocken“ bleiben?
Ballspielen muss nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein. Dabei sollte insbesondere die soziale Zusammenarbeit mit dem Besitzer im Vordergrund stehen und das gemeinsame Ballspielen Spaß machen. Hat der Hund trotz Anwesenheit des Balles auch noch Freude und Interesse an anderen Dingen, so ist gegen das Ballspielen nichts einzuwenden. Dann darf auch sporadisch ein leicht unkontrolliertes Ballspiel stattfinden. Hat dein Hund aber bei Anwesenheit des Balles nur noch den Ball im Kopf, dann solltest du deinem Hund zuliebe schnell etwas ändern.
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